Ich mach mir ein Bild von Oderberg

Es war im Herbst 2016. Ich hatte gerade ein 300 Jahre altes Fachwerkhaus im Stadtzentrum von Oderberg erworben und wollte wissen, was es mit dieser Stadt auf sich hat. Ich recherchierte, was man im Internet über die Stadt finden kann.

Mir fielen die Bilder der 775 Jahrfeier auf. Hier präsentierte sich die Stadt lebendig und gar impulsiv. Im Winter war es ruhig, ich war gerade dabei mein Lager in der ehemaligen Seilerwerkstatt unterhalb des Kirchturms einzurichten, recherchierte ich ein bisschen mehr und nahm mir die Pressemeldungen vor.

Sehr erstaunt war ich, nur negativ Botschaften über die Stadt in den regionalen Zeitungen zu finden, wenn überhaupt etwas…  Wieder ein Laden geschlossen, die Werft macht für immer die Tore zu, die Häuser verfallen. War das also ein richtiger Lost Place an dem ich mich angesiedelt hatte… ? Lohnt es sich in Oderberg zu investieren? Marode Infrastruktur und zum Teil eine schlechte Stimmung in der Stadt Resignation und Enttäuschung hatten sich bei vielen breit gemacht.

Mein Erleben wenn ich durch die Straßen und die umliegende Umgebung streifte, war aber ein ganz anderes. Verborgene Schönheit. Vergangener Charme… berauschende Morbidität. Und für Brandenburger Verhältnisse offene Bewohner. Schnell lernte ich auf meinen Hunderunden Leute kennen. Und so begann ich neben den Baumaßnahmen an meinem Haus, meiner Arbeit als Vorstandsvorsitzende von KulturLINIENeV  damit, Bilder der Stadt zu machen, die zeigen wie ich sie wahrnehme.

Die Oderberger Alteingesessenen lieben vor allem ihre alten Bilder, Postkarten aus den 20er bis 60er oder vielleicht 70er Jahren, als die Straße in der ich jetzt lebe, noch die Hauptgeschäftsstraße der Stadt mit einem bunten Treiben war.

Was können wir tun? Am Wichtigsten schienen mir, ein Aspekt… anders denken, eine Veränderung im Kopf. Wenn nur Resignation herrscht, wenn auch aus berechtigter Wut und Verzweiflung, dann kann man nichts ändern. Auch wenn es früher vielleicht besser gewesen ist, so leben wir doch heute und haben hier immer noch einen großen Schatz, den es sich lohnt zu schätzen.

Meine Oderberg Bilder sind künstlerische Sichten, die den heutigen Charme der Stadt zeigen, ihn auferstehen lassen in einer neuen und ganz persönlichen Weise.

Die Bilderserie, im Jahr 2017 begonnen wächst stetig weiter. Basis sind Fotos, die am Computer übermalt werden. Die Arbeiten werden durch professionellen Fotoprint in verschiedenen Formaten angeboten.  Wichtig dabei ist es mir einen Preis anzubieten, den praktisch jede und jeder bezahlen kann. Ich möchte, das Künstler und die Kunst mehr als ganz normale Menschen wahrgenommen werden, als Teil der Gesellschaft . Wir können viel beisteuern, manch Überraschendes noch dazu. Im Ländlichen gibt es noch manchmal Vorurteile: Was macht die? Geht die nicht arbeiten? Nein, die arbeitet hier… Die geht dafür nirgendwo hin. Für die Menschen, Nachbarn und Besucher soll der künstlerische Prozess auch ein bisschen nachvollziehbarer werden.

Für mich sind die kleinen Bilder daher auch ein Teil eines Gesamtkunstwerks, ein Puzzle das zu einem größeren Prozess gehört. Die hier zeige ich eine kleine Auswahl, die ich in 2020 das erste Mal ausgestellt und zum Verkauf angeboten habe.

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