„Der Schrei bricht durch.“

Die Frau in Zelle 7 bekommt Besuch. Freut sie sich oder ist es eher ein Albtraum? Gedanken zum Ein- und Ausbruch.

„Der Schrei bricht durch.“

Rauminstallation mit Betonbüste für FREIHEIT in SOEHT. 7

Für diese Ausstellung habe ich meine im Frühjahr 2014 modellierte Büste „Der Schrei“ noch einmal neu abgeformt, um völlig neue Wirkung zu erreichen. Ich wählte Rohbeton und zeige sie in einem Haufen aus Betonbruchstücken, denn das Gefängnis ist kein Ort für zart Besaitete.

Der Schrei im Knast

 

Alles ist rein funktional auf das Verschließen und die Beschränkung auf das Notwendigste ausgerichtet. In der Isolation der Zelle ist der Mensch allein mit Wünschen, Träumen, Ängsten und Wahnvorstellungen.

Die Arbeit gehört zu einer Serie von Interventionen, mit der ich seit dem Sommer 2014 an verschiedenen Orten auf Probleme aufmerksam mache. Im Zentrum steht jeweils die klassisch modellierte Büste eines schreienden Mannes. Es ist ein Schrei, den man nicht hören kann, aber man fühlt ihn.

Sein ambivalenter Gesichtsausdruck lässt vielfältige Interpretationen zu. Bei meinen Interventionen wird der Ort, der Raum mit zum Teil des Kunstwerks. Ich möchte zum Nachdenken anregen und Fragen aufwerfen. Was ist mit diesem Mann? Schreit er vor Freude oder Schreck?

Wenn ich mich umsehe, was um mich herum passiert, wie Menschen ihre Basis wegrutscht, wie unsere Gesellschaft ins Wanken gerät, wie Millionen flüchten und tausende im Mittelmeer ertrinken, wundere ich mich, dass ich nicht überall einen lauten Aufschrei höre.

Die verschiedenen Verwandlungen und Stationen der Skulptur „der Schrei“ zeige ich hier als fortlaufende Diashow in einem digitalen Bilderrahmen.

 

 Johanna Martin, September 2016